Franken-Kredite: Mehr Schulden über Nacht

Wer in der Vergangenheit einen vermeintlich günstigen Franken-Kredit statt einer Finanzierung bei einer deutschen Bank abgeschlossen hat, der hat nun über Nacht mehr Schulden zurückzuzahlen. In Deutschland hält sich die Zahl der Betroffenen jedoch noch im Rahmen.

Vor der Finanzkrise war es durchaus lukrativ, für die Finanzierung eines Eigenheims auf einen Kredit in Schweizer Franken zu setzen, anstatt ein Hypothekendarlehen im eigenen Land in Euro aufzunehmen. Das war zinsgünstiger und zudem profitierte man vom vorteilhafteren Wechselkurs. Wer sich 100.000 Euro leihen wollte, musste dafür einen Kredit über 83.333 Euro aufnehmen. Nun hatte die Schweizer Notenbank Ende Januar aber entschieden, den Schweizer Franken vom Euro zu lösen, was zu einer deutlichen Aufwertung des Schweizer Franken führte. Als Folge entsprechen die 100.000 Schweizer Franken nun einer Kreditsumme von 100.500 Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass es für die Schweizer Kredite keine langfristigen Zinsbindungen gibt.

Bereits 2009 hatte die Schweizer Notenbank die damalige Grenze für den Wechselkurs zum Euro fallengelassen. Nach einem übermäßigen Anstieg des Schweizer Franken wurde die bis vor kurzen gültige Grenze von 1,20 Franken pro Euro eingeführt. Der Unterschied von damals zu heute besteht jedoch darin, dass der Anstieg sich ab 2009 über mehr als ein Jahr erstreckte und dieses Jahr quasi alles über Nacht passierte. Als Folge haben alle Kreditnehmer aus den Euroländern nun über Nacht einen erheblichen Schuldenanstieg.

Die Deutsche Bundesbank gab an, dass nur etwa zwei Prozent des Volumens an deutschen Hypothekendarlehen betroffen seien. Für Private Baufinanzierungen sei der Franken-Kredit eher nicht attraktiv gewesen. Vermittler solcher Kredite hätte außerdem auf das Währungsrisiko hinweisen müssen. Besonders beliebt seien die Franken-Kredite ohnehin hauptsächlich in grenznahmen Gegenden gewesen. Viele der Kreditnehmer arbeiteten dabei aber ohnehin in der Schweiz und seien daher von den Kursschwankungen nicht so sehr betroffen, da ihr Gehalt ebenfalls an Wert gegenüber dem Euro gewonnen hätte. In Österreich oder Ungarn ist die Lange wesentlich gravierender. Dort sollen bis zu 40 Prozent der Immobilienkredite über einen Franken-Kredit abgeschlossen worden sein. Anwälte raten hier zu einer Rücksprache, bevor die Kunden mit Schadenersatz-Ansprüchen wegen schlechter Beratung zur Bank gehen.

Für die Schweiz selbst hat die Überbewertung ihrer Währung aber bereits negative Folgen. So reagierten insbesondere diejenigen Industriezweige, die stark auf den Export ihrer Produkte angewiesen sind, bereits mit Lohnkürzungen und Kurzarbeit. Die Gewerkschaften im Land protestieren. Finanzexperten wie der Schweizer Ex-Bankenchef Marco Curti sehen mittlerweile auch den Beitritt zur Eurozone nicht mehr als undenkbares Mittel an, eine Lösung für diese Probleme der Schweiz zu finden.


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